Varlin, 1900 in Zürich als Willy Guggenheim geboren und 1977 im bündnerischen Bondo verstorben, hat sich vor allem als Maler und Porträtist bekannter Persönlichkeiten wie Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt oder Ernst Scheidegger und Hulda Zumsteg einen Namen gemacht. Sein zeichnerisches Schaffen hingegen blieb bisher weitgehend unbekannt. Skizzenbücher waren Varlins ständige Begleiter, in denen er seine Eindrücke festhielt und Bildkompositionen, Ausschnitte oder ungewöhnliche Blickwinkel erprobte. In den frühen Jahren entstanden akademische Studien und Aktzeichnungen, später sind es visuelle Satiren und Impressionen seiner Reisen, die sich in unzähligen Reisejournalen niederschlugen. Begleitet von zahlreichen Farbabbildungen nähern sich Ulrich Binders Texte dem grafischen Werk Varlins über dessen künstlerische Mittel, die von Feder und Kohle über Kugel- und Faserschreiber bis zu Servietten oder Kunstkatalogen als Träger seiner Zeichnungen reichen.
131 Seiten, Scheidegger & Spiess, 2020
ISBN 978-3-85881-664-1
Ulrich Binder ist seit 2007 Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Zürcher Hochschule der Künste. Als freier Autor und Kurator ist er mitverantwortlich für zahlreiche Ausstellungen und Publikationen.
Dokumentation eines Forschungsprojektes zur Rezeption von Fotografien in Ausstellungen. Was erleben andere in einer Ausstellung, wie nehmen sie Bilder wahr? Das Erlebnis einer Ausstellung ist nach wie vor etwas wunderbar Intimes. Selbst wenn wir zu zweit durch die lichtgedämmten Räume spazieren, da und dort Halt machen vor einer grossformatigen Fotografie, so tauschen wir uns höchstens im Flüsterton aus und ringen auch da um Worte, den richtigen Ausdruck einer Empfindung. Insofern ist es nicht überraschend, dass die Forscher, die sich eben dieses Ausstellungserlebnis zum Gegenstand machten, in wenig ergründetes Terrain vorstiessen. Sie taten dies gemäss ihrer Herkunft aus Medienpsychologie, Bildwissenschaft und Kunst mit unterschiedlichen, zum Teil unkonventionellen Methoden. In fundierten Analysen verwandeln sie die dokumentierten, sehr heterogenen Erlebnisse in allgemeine Erkenntnisse und machen sie nun in diesem sorgfältig gestalteten Buch einem Publikum zugänglich. Auf mehreren typografischen Ebenen angelegt, von hervorragenden Abbildungen und Grafiken begleitet, gibt es einen Einblick ins Making-of eines Forschungsprojektes.
In einer Zeit, in der Aktivität und Leistung alles bedeuten, da power naps und polyphasischer Schlaf die Nachtruhe optimieren sollen, Klartraumtechniken Ressourcen zur Verbesserung körperlicher und geistiger Effizienz kolonisieren, lässt sich – so scheint es – für die Müdigkeit kaum noch argumentieren. Das Sensorium für ihre Fülle ist durch all den Optimierungsdruck verkümmert. Der Imperativ des 24/7 hat es anästhesiert. Dabei geht es heute, so der Ansatz des vorliegenden Buches, mehr denn je darum, ihre besondere Aisthetik wiederzuentdecken, den Sinn für die ihr eigenen Zwischenzustände des Ungeformten und Nichtkategorisierbaren zu wecken.
Kraft der Alterität | Jörg Sternagel, Dieter Mersch, Lisa Stertz (Hg.)
Ethische und aisthetische Dimensionen des Performativen
Dieser Band versammelt Texte im Kontext von Sprechen und Handeln, Performativität und Medialität, die Sprache, Stimme, Gesicht, Körper und Geste in sozialen Wirklichkeiten und ästhetischer Praxis verorten sowie Effekte, Affekte und Korrelationen thematisieren: Die ethischen Dimensionen des Performativen entfalten sich in einem ersten Schritt entlang des Zusammenspiels von Wahrnehmen, Tun und Bedeuten, Individuum und Gemeinschaft. Aisthetische Dimensionen des Performativen erfassen in einem weiteren Schritt künstlerische Prozesse, die den Weg für das Ästhetische bereiten. Die Beiträge durchdenken zudem die Performativitätsdebatte der letzten Jahre und bieten Anknüpfungsmöglichkeiten für zukünftige Forschungsfelder in den Künsten und Medien.
Metabasis Band 12
254 Seiten, transcript, 2015
ISBN 978-3-8376-2355-0