Sie beugen sich über die Maschine, tragen auf und wischen ab, gehen vom Tisch, an dem die Farben gemischt werden, zu den auf dem Boden ausgebreiteten Drucken, beratschlagen über das ‹Cadillacblau› (Stauch), vereinzeln sich wieder, modifizieren die Zusammensetzung der Farbe, verhandeln die Erzeugnisse aus dem nächsten Durchgang, die provisorisch an eine Wand gehängt werden, und treffen pragmatische, ästhetische, konzeptionelle, handwerkliche Entscheidungen.
Im Laufe eines Tages in der Werkstatt ist manches courant normal, aber es kann vorkommen, dass Dinge nicht klappen, steckenbleiben, wiederholt und überdacht und nochmal von vorne gemacht werden. Gelegentlich funkt die Maschine hinein, ein Werkzeug tut nicht, was es soll, oder ein Material besteht auf seinem Eigensinn.
Einige Papierbögen haben die Maschine an diesem Tag passiert. Was dabei herauskommt, ist keineswegs ein Zufallsprodukt, aber auch nicht restlos planbar oder gänzlich vorhersehbar. Mannigfaltig ineinander verwoben sind die Elemente, die diesen Prozess prägen, darunter die Vorarbeiten aus Stauchs Atelier, die Walzen der Maschine, der Stein mit seinen besonderen Materialeigenschaften, das Ätzmittel, die Vorstellungen des Künstlers, die Erfahrungen des Druckers, die Geschichte ihrer Zusammenarbeit, die Kunstgeschichte der Lithographie, die Werkstattrituale. Und, nicht zu vergessen: die Farbtöpfe, die Wolfensberger öffnet und ihnen jene Substanzen entnimmt, für deren Eigenschaften er im Laufe seiner jahrzehntelangen Tätigkeit eine besondere Aufmerksamkeit entwickelt hat – Substanzen, die zu Überraschungen fähig sind, sobald sie im Inneren der Maschine mit dem Papier in Berührung kommen. Auch wenn es Routine und Erfahrung gibt: Im Prinzip, sagt Wolfensberger, ist kein einziger Druckdurchgang wie der andere.
ZHdK: Institute of Contemporary Art Research (IFCAR)
Machines Under Pressure | Kris Decker [E-Book PDF]
They bend over the machine, apply materials and wipe surfaces, move from the table where they mix the colors to the prints spread out on the floor, deliberate over “Cadillac blue” (Stauch), return to working on their own, modify the composition of the paint, discuss the results of the next print run, which are provisionally hung on a wall, and make pragmatic, aesthetic, conceptual, artisanal, and technical decisions.
Serge Stauffer – Kunst als Forschung | Michael Hiltbrunner, Helmhaus Zürich (Hg.)
CHF 49.00
Essays, Gespräche, Übersetzungen, Studien
Dieses Buch leistet die erste Aufarbeitung von Werk und Nachlass des bedeutenden Schweizer Künstlers, Kunstvermittlers und Duchamp-Spezialisten Serge Stauffer (1929-1989). Stauffer, der gleichzeitig als Theoretiker, Performer, Autor, Übersetzer und Archivar amtete, war ein visionärer Akteur. Sein Werk zeugt von Humor und Ernsthaftigkeit, von Genauigkeit und Grenzen sprengendem Weitblick. Dazu stand er mit Marcel Duchamp in Kontakt, über den er auch forschte und mehrfach publizierte, und er pflegte mit André Thomkins eine lebenslange Freundschaft.
In einer umfangreichen Untersuchung widmen sich Dieter Maurer und Claudia Riboni den frühesten Zeichnungen und Malereien von Kindern und auf diese Weise der «untersten» Struktur des Bildhaften und Ästhetischen: Wie erscheinen, «entstehen» Bilder? Welche Eigenschaften, Strukturen und Entwicklungen lassen sich in frühen graphischen Äusserungen beobachten? Sind frühe Bilder Produkte oder Prozesse? Sind frühe Bildmerkmale allgemein, abhängig vom Kontext ihrer Produktion, oder individuell? Worin besteht frühe bildhafte Erkenntnis und Ästhetik? Auf welche allgemeinen Bestimmungen von «Bild» oder «Bildern» verweist die Bildgenese? Auf welche allgemeinen Aspekte des frühen symbolischen Verhaltens verweisen frühe Bilder? Dieser vierte Band stellt eine Untersuchung des frühen Bildprozesses dar, Kinder in ihren ersten sechs Lebensjahren dokumentierend. Im Zentrum der Erörterung steht dabei die Frage, ob die Beschreibung von Bildern als fertige Produkte sich in einer Prüfung anhand des Bildprozesses bestätigen lassen oder aber relativiert beziehungsweise revidiert werden müssen. Die Untersuchung wurde in Zusammenarbeitmit Xenia Guhl, Nicole Schwarz und Regula Stettler durchgeführt.
Bureau Savamala Belgrade | Jürgen Krusche, Philipp Klaus (eds.)
CHF 41.50
Urban Research and Practice in a Fast-changing Neighborhood
Savamala, ein traditionsreicher, seit den 1950er Jahren jedoch vernachlässigter Stadtteil Belgrads erfährt seit einiger Zeit einen raschen Wandel. Die Untersuchungen des Bureau Savamala von 2013 und 2014 zeigen die Veränderungen Savamalas sowohl in materieller und soziökonomischer Hinsicht als auch in der Wahrnehmung von Bewohnern und Besuchern Savamalas. Auf Basis der Ergebnisse werden die Möglichkeiten einer sanften und die Grenzen einer gesteuerten Aufwertung diskutiert. Gleichzeitig stellen einheimische Architekten, Künstler und Kulturschaffende ihre Projekte vor, die – zum Teil zusammen mit den Anwohnern – dazu beitragen sollen, Savamala auch ohne Gentrifizierung zu erneuern. (engl./serb.)