Sie beugen sich über die Maschine, tragen auf und wischen ab, gehen vom Tisch, an dem die Farben gemischt werden, zu den auf dem Boden ausgebreiteten Drucken, beratschlagen über das ‹Cadillacblau› (Stauch), vereinzeln sich wieder, modifizieren die Zusammensetzung der Farbe, verhandeln die Erzeugnisse aus dem nächsten Durchgang, die provisorisch an eine Wand gehängt werden, und treffen pragmatische, ästhetische, konzeptionelle, handwerkliche Entscheidungen.
Im Laufe eines Tages in der Werkstatt ist manches courant normal, aber es kann vorkommen, dass Dinge nicht klappen, steckenbleiben, wiederholt und überdacht und nochmal von vorne gemacht werden. Gelegentlich funkt die Maschine hinein, ein Werkzeug tut nicht, was es soll, oder ein Material besteht auf seinem Eigensinn.
Einige Papierbögen haben die Maschine an diesem Tag passiert. Was dabei herauskommt, ist keineswegs ein Zufallsprodukt, aber auch nicht restlos planbar oder gänzlich vorhersehbar. Mannigfaltig ineinander verwoben sind die Elemente, die diesen Prozess prägen, darunter die Vorarbeiten aus Stauchs Atelier, die Walzen der Maschine, der Stein mit seinen besonderen Materialeigenschaften, das Ätzmittel, die Vorstellungen des Künstlers, die Erfahrungen des Druckers, die Geschichte ihrer Zusammenarbeit, die Kunstgeschichte der Lithographie, die Werkstattrituale. Und, nicht zu vergessen: die Farbtöpfe, die Wolfensberger öffnet und ihnen jene Substanzen entnimmt, für deren Eigenschaften er im Laufe seiner jahrzehntelangen Tätigkeit eine besondere Aufmerksamkeit entwickelt hat – Substanzen, die zu Überraschungen fähig sind, sobald sie im Inneren der Maschine mit dem Papier in Berührung kommen. Auch wenn es Routine und Erfahrung gibt: Im Prinzip, sagt Wolfensberger, ist kein einziger Druckdurchgang wie der andere.
ZHdK: Institute of Contemporary Art Research (IFCAR)
Machines Under Pressure | Kris Decker [E-Book PDF]
They bend over the machine, apply materials and wipe surfaces, move from the table where they mix the colors to the prints spread out on the floor, deliberate over “Cadillac blue” (Stauch), return to working on their own, modify the composition of the paint, discuss the results of the next print run, which are provisionally hung on a wall, and make pragmatic, aesthetic, conceptual, artisanal, and technical decisions.
Im Zentrum der Publikation Nachtschichten stehen elf Audiokunstwerke, die im Rahmen des Forschungsprojekts NOW II an der Zürcher Hochschule der Künste von elf Künstlerinnen und Künstlern entwickelt und 2006 von Radio LoRa in Zürich ausgestrahlt wurden. Die Beiträge erkunden neue Methoden und Techniken, um mit extrem langen Werk- und Sendedauern künstlerisch operieren zu können. Die drei CDs enthalten repräsentative Ausschnitte der Radioarbeiten. (dt./engl.)
Kunst und Ethnografie – zwischen Kooperation und Ko-Produktion? | Ute Holfelder, Klaus Schönberger, Thomas Hengartner, Christoph Schenker (Hg.)
CHF 48.00
Anziehung – Abstossung – Verwicklung: Epistemische und methodologische Perspektiven
Die in diesem Band versammelten Beiträge verweisen auf die Gemengelage zwischen künstlerischer und ethnografischer Forschung, zwischen der Praxis der Feldforschung und der Kunstbetriebe, zwischen Künstler*innen, Ethnograf*innen und hybriden Akteur*innen, die heute dies und morgen etwas anderes sind. Im Fokus stehen transdisziplinäre Perspektiven, die die gegenwärtigen entgrenzten gesellschaftlichen Verhältnisse methodisch und epistemisch einzuholen versuchen.
Künstlerisches Forschen in Feldern zwischen Prekarität und Kreativität
Im Rahmen des Projekts Urbane Künste Ruhr haben 2013 vier Teams der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) in Mülheim ein Labor betrieben. Mit künstlerischen und kulturwissenschaftlichen Mitteln wurden verschiedene Schichten der Stadt an der Ruhr freigelegt, bearbeitet und sicht- und hörbar gemacht. Bei der Verdeutlichung der Probleme wie auch der Potenziale der Stadt Mülheim spielen sowohl Tanzbewegungen lokaler Jugendlicher mit afrikanischem Migrationshintergrund eine Rolle als auch die Diskurse über creative city und creative class. Neben visuellen und performativen Zugängen wurde der Stadt auch intensiv zugehört. Akustische Atmosphären erzählen ebenso wie die Besucher des zentral gelegenen Shoppingcenters Forum von den Veränderungen und Schwierigkeiten der Stadt und ihrer Bewohner.