Sie beugen sich über die Maschine, tragen auf und wischen ab, gehen vom Tisch, an dem die Farben gemischt werden, zu den auf dem Boden ausgebreiteten Drucken, beratschlagen über das ‹Cadillacblau› (Stauch), vereinzeln sich wieder, modifizieren die Zusammensetzung der Farbe, verhandeln die Erzeugnisse aus dem nächsten Durchgang, die provisorisch an eine Wand gehängt werden, und treffen pragmatische, ästhetische, konzeptionelle, handwerkliche Entscheidungen.
Im Laufe eines Tages in der Werkstatt ist manches courant normal, aber es kann vorkommen, dass Dinge nicht klappen, steckenbleiben, wiederholt und überdacht und nochmal von vorne gemacht werden. Gelegentlich funkt die Maschine hinein, ein Werkzeug tut nicht, was es soll, oder ein Material besteht auf seinem Eigensinn.
Einige Papierbögen haben die Maschine an diesem Tag passiert. Was dabei herauskommt, ist keineswegs ein Zufallsprodukt, aber auch nicht restlos planbar oder gänzlich vorhersehbar. Mannigfaltig ineinander verwoben sind die Elemente, die diesen Prozess prägen, darunter die Vorarbeiten aus Stauchs Atelier, die Walzen der Maschine, der Stein mit seinen besonderen Materialeigenschaften, das Ätzmittel, die Vorstellungen des Künstlers, die Erfahrungen des Druckers, die Geschichte ihrer Zusammenarbeit, die Kunstgeschichte der Lithographie, die Werkstattrituale. Und, nicht zu vergessen: die Farbtöpfe, die Wolfensberger öffnet und ihnen jene Substanzen entnimmt, für deren Eigenschaften er im Laufe seiner jahrzehntelangen Tätigkeit eine besondere Aufmerksamkeit entwickelt hat – Substanzen, die zu Überraschungen fähig sind, sobald sie im Inneren der Maschine mit dem Papier in Berührung kommen. Auch wenn es Routine und Erfahrung gibt: Im Prinzip, sagt Wolfensberger, ist kein einziger Druckdurchgang wie der andere.
ZHdK: Institute of Contemporary Art Research (IFCAR)
Machines Under Pressure | Kris Decker [E-Book PDF]
They bend over the machine, apply materials and wipe surfaces, move from the table where they mix the colors to the prints spread out on the floor, deliberate over “Cadillac blue” (Stauch), return to working on their own, modify the composition of the paint, discuss the results of the next print run, which are provisionally hung on a wall, and make pragmatic, aesthetic, conceptual, artisanal, and technical decisions.
In welchen Städten möchten wir heute und in Zukunft leben? Wie verändern die Angst vor Terror und die großen Migrationsbewegungen, aber auch soziale Unterschiede unsere öffentlichen Räume? Welche Akteure sind an den komplexen Transformationen beteiligt? Die ambivalente Stadt setzt sich mit der zunehmenden Fragmentierung unserer Städte als Reaktion auf den wachsenden politischen, ökonomischen und sozialen Druck auseinander. Im Fokus steht die immer stärker werdende Forderung nach Sicherheit und Überwachung und das damit einhergehende Schwinden frei zugänglicher öffentlicher Räume, sozialer Durchmischung und kommunaler Teilhabe. Ergänzend dazu werden partizipative und selbst verwaltete Bewegungen vorgestellt, die sich diesen verschließenden Tendenzen entgegenstellen, sowie die Rolle der Fotografie in der Stadtforschung näher beleuchtet. Das Buch plädiert – auch in scheinbar unsicheren Zeiten – für gesellschaftliche Vielfalt und eine neue Relevanz des Konzepts der Offenen Stadt.
Kunst und Öffentlichkeit | Christoph Schenker, Michael Hiltbrunner (Hg.)
CHF 48.00
Kritische Praxis der Kunst im Stadtraum Zürich
Die im Rahmen des Forschungsprojekts «Kunst Öffentlichkeit Zürich» entstandene Publikation stellt die Ergebnisse der dreijährigen Studie sowie aktuelle Postitionen zur theoretischen Diskussion um Kunst im öffentlichen Raum und ihre Möglichkeiten vor. Neben der Analyse der städtebaulichen, wirtschafts- und kulturgeschichtlichen Situation Zürichs leistet die Studie eine Darstellung lokaler Kunstbeispiele und aktueller Ziele der Stadt sowie Interviews enthält sie praktische Handlungsgrundlagen wie das inzwischen von der Stadt genehmigte Leitbild zur Kunst im öffentlichen Raum und neue Organisationsstrukturen.
Die Bildwelten biologischer Experimentalsysteme als Kunst- und Theorieobjekt
Der Künstler Hannes Rickli befasst sich seit 20 Jahren mit audiovisuellen Aufzeichnungen aus dem Forschungskontext der Verhaltensbiologie. Die Videogramme eröffnen einen ungewöhnlichen Einblick in naturwissenschaftliche Versuchanordnungen. In diesem überschüssigen Beiwerk der wissenschaftlichen Daten, sozusagen im Schatten der Objektivität, wird erkennbar, dass die Herstellung wissenschaftlicher Tatsachen nicht einfach nach zuvor festgelegten Plänen erfolgt, sondern sich im physischen Widerstand zwischen menschlichen, technischen – und tierischen – Akteuren ereignet. Bei den Videogrammen handelt es sich um einen Typus instrumentaler Bewegtbilder, der von den Bildwissenschaften und der Bildtheorie bis anhin kaum beachtet worden ist. (dt./engl.)