Das schwache Subjekt, die Toten und die ununterbrochene Trauerarbeit
In seinem Buch Melancholie und Medium fragt Michael Mayer nach der Gegenwart der Toten und der ethischen Rechtfertigung einer Trauerarbeit, die ununterbrochen die Unterbrechung in der Kommunikation der Lebenden und der Toten unterbricht.
Das Buch fragt nach den Toten. Es fragt nach ihrem Verschwinden und der kaum sichtbaren Narbe, die dieses Verschwinden auf der Oberfläche der Dinge hinterlässt. Und es fragt nach dem eigentümlichen Ort, von dem aus sie oft unvermutet in eine Gegenwart einbrechen, die als Gegenwart der Lebenden und ihres weltweiten Verkehrs untereinander sich gegen ihren Einfall mehr und mehr abzudichten scheint. Dieser Einfall – das ist die These, die das Buch diskutieren möchte – vollzieht sich als Zwischenfall im Gefüge einer medialen Repräsentation, an deren Bruchlinien die Präsenz der Toten fühlbar zu werden vermag – als paradoxe Präsenz ihrer Abwesenheit in ihrer ebenso schmerzlichen wie beglückenden Intensität. In diesem Zwischenfall reklamieren sie ihren Anspruch auf Zugehörigkeit zu uns an uns – den kommenden Toten.
166 Seiten, Passagen Verlag, 2019
ISBN 978-3-7092-0392-7
Zone. Medienphilosophische Exkursionen | Michael Mayer
CHF 25.00
Logik, Funktion und Praxis der Grenze gehören zum festen Inventar abendländischen Denkens. Grenzen zu setzen gilt als Ausdruck disziplinierender Fürsorge, sie zu übertreten als Provokation, ihre Sicherung als primärer Akt staatlicher Souveränität. Stets geht es um eine Demarkation, die den Unterschied macht und das Unterschiedene. Inspiriert vom Bild der Zone, das Andrej Tarkowskij in seinem Film »Stalker« entwirft, erprobt der Band eine andere Geste: Wir überschreiten keine Grenzen mehr, wir betreten Zonen – jenen »Raum«, der stets »dazwischen« liegt, jenes Dritte als Mitte und Mittleres, als Medium.